Weniger Beitrag – mehr Risiko?
Eine Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung kann den Beitrag senken – aber sie erhöht auch dein Risiko im Schadenfall. Wenn du deine Wohngebäudeversicherung prüfst, stößt du früher oder später auf den Begriff Selbstbeteiligung. Die Idee ist einfach: Du übernimmst im Schadenfall einen Teil der Kosten selbst – dafür sinkt dein Versicherungsbeitrag. Klingt fair und logisch. Aber wie viel Selbstbeteiligung ist sinnvoll? Und wann kann sie dich am Ende mehr kosten, als sie spart?
Genau das schauen wir uns hier an – mit Beispielen aus der Praxis, einem Blick auf Selbstnutzer und Vermieter und einer klaren Einordnung. Wann sie sinnvoll ist, wann nicht und warum es einen Unterschied macht, ob du dein Haus selbst nutzt oder vermietest, erfährst du hier.
Was bedeutet Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung genau?
Die Selbstbeteiligung (oder „Selbstbehalt“) ist der Betrag, den du bei einem Schaden aus eigener Tasche zahlst, bevor die Versicherung einspringt.
Beispiel:
Ein Sturm deckt dein Dach ab. Die Reparatur kostet 5.000 €.
Deine vereinbarte Selbstbeteiligung beträgt 500 €.
→ Die Versicherung zahlt 4.500 €, du trägst die restlichen 500 € selbst.
Der Grundgedanke: Kleinere Schäden sollen nicht über die Gebäude-Versicherung laufen – das hält die Prämien stabil und entlastet die Gesellschaft von Bagatellschäden.

Wann eine Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung sinnvoll ist
1. Du kannst kleinere Schäden problemlos selbst tragen
Wenn 300 € oder 500 € dich finanziell nicht belasten, kann eine moderate Selbstbeteiligung sinnvoll sein.
Denn: Jeder gemeldete Schaden bleibt im System – und kann sich langfristig auf Beitrag und Konditionen auswirken.
2. Du willst deinen Beitrag dauerhaft senken
Je höher die Selbstbeteiligung, desto geringer der Jahresbeitrag.
Aber die Ersparnis ist oft überschaubar.
Beispiel:
Selbstbeteiligung | Jahresbeitrag | Ersparnis pro Jahr |
---|---|---|
0 € | 420 € | – |
500 € | 380 € | 40 € |
1.000 € | 340 € | 80 € |
Erst nach mehreren schadenfreien Jahren rechnet sich die höhere Selbstbeteiligung wirklich.
3. Du legst Wert auf langfristige Vertragstreue
Wer selten Schäden meldet, gilt als risikoarm. Versicherer honorieren das mit stabilen Beiträgen oder besseren Konditionen. Eine Selbstbeteiligung kann helfen, deinen Vertrag nur für größere Schäden zu nutzen – und den „guten Ruf“ deines Versicherungsrisikos zu wahren.
Selbstbeteiligungen sind kein Nachteil, wenn sie bewusst gewählt werden. Sie machen besonders dann Sinn, wenn folgende Punkte zutreffen:
Wann eine Selbstbeteiligung nicht sinnvoll ist
1. Wenn du keine Rücklagen hast
Eine Selbstbeteiligung ist nur sinnvoll, wenn du sie im Schadenfall auch wirklich zahlen kannst.
Wenn 500 € oder 1.000 € deine Reserve sprengen, wird aus der Beitragseinsparung schnell eine Belastung.
2. Wenn du in einer schadenanfälligen Region wohnst
In Regionen mit häufigen Sturm-, Hagel- oder Leitungswasserschäden kann es wirtschaftlich sinnvoller sein, auf eine Selbstbeteiligung zu verzichten – weil du sie sonst mehrfach im Jahr zahlen würdest.
3. Wenn du Teilbereiche unterschiedlich bewerten solltest
Nicht jedes Risiko passt zur gleichen Selbstbeteiligung.
Zum Beispiel:
- Feuer: keine Selbstbeteiligung (seltene, aber hohe Schäden)
- Leitungswasser oder Glasbruch: mit Selbstbeteiligung (häufig, aber meist kleiner)
Ein guter Makler kann diese Kombination individuell für dich prüfen.
Praxisbeispiel: Familie Schmitt besitzt ein Einfamilienhaus, Baujahr 2005.
Sie bewohnen es selbst und hatten bisher keine Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung (440 € Jahresbeitrag).
Im Beratungsgespräch zeigt sich:
– Rücklagen vorhanden
– kaum Vorschäden
– keine Unwetterregion
Empfehlung: Selbstbeteiligung von 500 €.
→ Neuer Beitrag: 390 €. Ersparnis: 50 € pro Jahr.
Nach 10 schadenfreien Jahren spart die Familie 500 €.
Bei einem kleinen Schaden (z. B. 300 € durch Leitungswasser) bleiben sie dennoch im Plus.
Würde dasselbe Haus vermietet, wäre die Empfehlung anders:
Keine Selbstbeteiligung oder maximal 250 €, weil Schäden dort oft sofort und ohne Abwarten repariert werden müssen.
Psychologischer Effekt: bewussterer Umgang mit Schäden
Eine Selbstbeteiligung sorgt oft für einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Haus.
Man überlegt zweimal, ob ein kleiner Schaden wirklich gemeldet werden muss – was Aufwand, Gutachter und Verwaltung reduziert.
Bei vermieteten Objekten funktioniert dieser Effekt kaum, weil der Vermieter gesetzlich zum Handeln verpflichtet ist.
Fazit: Die richtige Selbstbeteiligung in der Gebäudeversicherung ist eine Typfrage – und hängt von der Nutzung ab
Selbstbeteiligungen helfen, deinen Versicherungsschutz realistisch zu gestalten.
Aber: Was für ein selbstbewohntes Einfamilienhaus sinnvoll ist, kann bei einem Mietshaus genau das Gegenteil sein.
Für Selbstnutzer gilt:
→ Moderate Selbstbeteiligung kann lohnen – spart Beitrag, hält Vertrag sauber.
Für Vermieter gilt:
→ Niedrige oder keine Selbstbeteiligung gibt Sicherheit und reduziert Streit- und Verwaltungsaufwand.
Unser Rat
Die passende Selbstbeteiligung hängt von deiner finanziellen Situation, deiner Risikobereitschaft und der Nutzung deines Gebäudes ab.
Wir helfen dir, diese Punkte ehrlich und individuell einzuordnen.
Lass uns gemeinsam deinen Versicherungsschutz prüfen.
Ein kurzer Austausch reicht – und du weißt, wo du stehst.
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